Segelkurs 2016 in Berlin vom 20.07.-28.07.2016
von Jörg Bergmann
Der Segelkurs 2016 hat bei sehr sonnigem Wetter in Berlin sehr viel Spaß gemacht.
Nachfolgend finden Sie die Berichte von
Robert Heuser,
Jannik Illiges und
Leo Steinkampf-Sommer
Sehr lesenswert !!!
…Großmutter was hast du für einen großen Mund?
Segelkurs des BFS e.V. in Berlin
Robert Heuser
Glücklicherweise war das nicht die einzige Frage, die beim Segelkurs des BFS e.V. gestellt wurde. Dazu aber später mehr. Der 25. Segelkurs, vom 20. bis 28. Juli 2016, den der BFS-Bundesverband ausrichtete und den der Landesverband Berlin-Brandenburg im Rahmen seines Segelprojektes im Schülerbootshaus des Berliner Bezirks Mitte am Tegeler See durchführte, war ein voller Erfolg. Dank der Förderung aus Mitteln des Bundesjugendplans durch das Ministerium für Frauen, Senioren und Jugend und der Aktion Mensch, konnten 20 Kinder und Jugendliche neun Tage unbeschwert segeln lernen, sehbehinderte und blinde Altersgenossen aus sieben verschiedenen Bundesländern kennenlernen und jede Menge Spaß haben.
Alles war gut, nur an einigen Tagen hätte es etwas mehr Wind gebraucht. Aber so kam auch die Theorie nicht zu kurz und es wurden eifrig segeltechnische Begriffe, Knoten, Verkehrsregeln und Kommandos gelernt. Die Verständigung an Bord erfolgt ja durch klare, eindeutige Anweisungen, wie z.B. das sicher am häufigsten zu hörende „Klar zur Wende“, auf das jedes Crewmitglied mit „ist klar“ zu antworten hat. Das klappte auch zwischen Hamburgern und Sachsen, aber wie sah das unser russischer Teilnehmer Oleg aus St. Petersburg? Keine Sorge, wir haben ihm das und noch eine Menge andere deutsche Begriffe beigebracht. Übrigens, gute Frage: Wie lauten die gängigsten Segelkommandos in Englisch, Französisch und z.B. Russisch? Das machen wir zu einer Aufgabe bei der nächsten Segelkursolympiade. Die gab es natürlich auch dieses Jahr wieder. Jeden Tag neue Aufgaben und Wettkämpfe zwischen den Gruppen Rot, Blau und Gelb. Die Sieger wurden ausgezeichnet und bekamen sogar Medaillen. Segeln stand an erster Stelle und meist waren wir mindestens einmal am Tag auf dem Wasser, aber natürlich auch zum Baden und Toben im Wasser.
An Land haben wir aber auch ganz schön was unternommen, nur in der Luft waren wir nicht. Immerhin waren wir aber schon auf dem Sprungbrett dazu. Absolutes Highlight war nämlich der Besuch auf dem Tegeler Flughafen, der neue BER lässt ja auf sich warten. Es war sagenhaft interessant und dazu gibt es jede Menge Bilder und sicher noch einen Bericht in der nächsten Visus bzw. auf www.sehbehindertensegeln.de. Die Organisatoren Stephan, Monika und Robert sind bei der Vorbereitung zwar schier verzweifelt, weil die Sicherheitsanforderungen der Flughafenleitung sehr hoch waren, aber der Aufwand hat sich gelohnt.
Hier schon mal ein erster Kurzbericht von Josefine von Bonin: „Wir sind am Freitag, dem 22.07.2016 zum Flughafen Tegel gefahren um dort an einer umfangreichen Besichtigung teilzunehmen. Als allererstes mussten wir durch eine Sicherheitskontrolle und dann haben wir alle Warnwesten bekommen damit man uns als Besucher erkennen konnte. Dann kam ein Flughafenbus mit der Aufschrift „Sonderfahrt“. Wir haben verschiedene Fahrzeuge besichtigt, die sonst kein anderer zu Gesicht bekommen würde. Später haben wir eine junge Mitarbeiterin begleitet, die zum ersten Mal ein Flugzeug einwinken durfte, einen Airbus 330. Wir durften in das Flugzeug rein und konnten sogar ins Cockpit. Wir durften sogar angucken wo die Räder verschwinden wenn das Flugzeug eine gewisse Höhe und Geschwindigkeit erreicht hat, denn beim Fliegen werden die Räder ja eingeklappt. Später haben wir noch ein Gruppenbild gemacht, einmal nur die Besucher vom BFS und noch eins mit dem Flughafenpersonal zusammen. Schade, dass dieser Tag so schnell vergangen ist. Er wird uns immer in Erinnerung bleiben. So eine tolle Führung sollte man öfter erleben.“
Die 21. Einsatzhundertschaft der Bundespolizei gehört inzwischen zu unserem engeren Freundeskreis. Sie haben uns mit ihren Mannschaftstransportwagen abgeholt, ihre Ausrüstung und Fahrzeuge vorgeführt und gezeigt, was sie so drauf haben. Respekt, Respekt, wenn das Freunde und Helfer sind, kann man sich gut fühlen – als Gegner möchte man sie nicht haben. Revanchiert haben wir uns durch einen kleinen Bootsausflug mit unserem Kutter Käpt’n Kniese auf dem Tegeler See.
Am Samstag war Bergfest und Jubiläumsfeier zum 25. Segelkurs. Es gab die unvermeidlichen Festansprachen mit Rückblick wie das alles mal angefangen hat. Der Bundesverband überreichte einige Spiele und bedankte sich bei den Berlinern für die gute Zusammenarbeit. Die Berliner dankten den Organisatoren und Segellehrern Willi Repke und Robert Heuser für Ihr seid 1992 währendes Engagement und überreichten einen Gutschein für einen freien Berlintag 2017. Ehemalige Teilnehmende und SegellehrerInnen waren eingeladen und gekommen. Da gab es großes Palaver und Wiedersehensfreude.
Am Sonntag sind wir losgezogen und haben den Nichtberlinern das Brandenburger Tor, die Reichstagskuppel (man hat uns spontan reingelassen, Dank an den Bundestagspräsidenten, Herrn Lammert), das Holocaust-Denkmal und den Potsdamer Platz gezeigt. Das obligatorische Rieseneis in den Potsdamer Arcaden und S-und U-Bahnfahren vermittelten das absolut-gute-Berlin-Gefühl.
Der letzte Tag gehörte natürlich vormittags dem Segeln bei richtig gutem Wind. Dann war Boote säubern und einpacken, aufräumen, packen und Abschlussrunde, in der alle ihre Eindrücke und Bewertungen schilderten, angesagt. Da war durchweg Begeisterung zu hören und der dringende Wunsch, im nächsten Jahr oder beim Sporttreffen im Frühjahr wieder dabei zu sein.
Übrigens, die letzte Aufgabe der Olympiade war, eine Szene aus einem bekannten deutschen Märchen zu spielen. Na, fällt der Groschen, denken Sie an die Überschrift. Nachdem die drei Gruppen ihre Szenen gespielt hatten, wurden die SegellehrerInnen
gefordert.Theatersport halt, Improvisationstheater, spontan auf Zuruf eine Szene spielen. Nun, die SegellehrerInnen haben natürlich die Bettszene spielen müssen. Der Autor hatte die Rolle der Bettdecke gewählt und diese breit angelegt, da der Wolf nach dem Verzehr von Großmutter und Rotkäppchen doch recht groß geraten war. Szenenapplaus und nur vereinzelte Buhrufe und Pfiffe würdigten seine Schauspielkunst. Star des Abends aber war der Jäger, der nach vollbrachter Rettung in den See sprang und so für großes Hallo sorgte.
Der Donnerstag war Reisetag und zum Abschied flossen Tränen und der große Datenaustausch wurde abgeschlossen. Wiedersehen im nächsten Sommer oder beim Sporttreffen im Frühjahr nicht ausgeschlossen.
Bericht über die Segelwoche 2016 des BFS in Berlin am Tegeler-See vom 20.7. bis zum 28.7.16
von Jannik Illiges
Wie in den letzten 25 Jahren fand auch in diesem Jahr wieder die alljährliche Segelwoche für sehbehinderte und blinde Kinder und Jugendliche statt, auch mit Beteiligung unter anderem aus Nordrhein-Westfalen. Dazu aber später mehr.
Nachdem am Abend auch die letzten Teilnehmer und Betreuer aus NRW eingetroffen waren, wurden die Zimmer zugewiesen und zu Abend gegessen. Darauf folgte die Begrüßungsrunde, in der sich jeder kurz vorstellte. Ebenso wie ein paar grundlegende Regeln.
Am nächsten Tag wurden morgens die Boote aufgebaut. Ebenso wurde die Funktion der Rettungsweste demonstriert und erklärt. Am Nachmittag übten wir dann den Aufbau der Boote und das „fertig machen“. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung. In dieser Zeit konnten wir Tischtennis oder verschiedene Gesellschafts- und Kartenspiele mit anderen Leuten spielen. Am Abend fand dann die erste Disziplin der „Berliner Segelwochen-Olympiade“ statt. Die Aufgabe gliederte sich in 2 Teile. Zuerst musste ein Schwimmer jeder Gruppe bis zu einer Boje schwimmen, die etwa 50 Meter entfernt war – und wieder zurück. Der 2. Teil bestand daraus, dass eine Gruppe aus 5 Seglschülern eine Badeplattform bis zur Boje und ebenfalls wieder zurück befördern musste.
Am Freitag stand dann das erste große, wenn nicht sogar das größte Highlight, in Form eines Ausflugs an. Nach dem Frühstück wurde aber noch das TTT (Tisch-Tennis-Turnier) abgehalten, das ein Teil der Olympiade war. Kurz vor Mittag hieß es dann fertig machen für unseren Ausflug zum Berliner Flughafen Tegel. Dort angekommen, wurden die beim Frühstück gemachten Brötchen verzehrt. Anschließend ging es durch die Sicherheitskontrolle, in den Bus, der uns einmal quer über das Vorfeld vom Flughafen fuhr, bis zum Triebwerksprüfstand, etwas abseits vom Vorfeld. Dort wurden verschiedene Fahrzeuge vorgestellt und erklärt, die am Flughafen unverzichtbar sind. Angefangen von den mobilen Treppenwagen über den Push-Backer bis hin zu Räum- und Kehrfahrzeugen mit einer Arbeitsbreite von teilweise 6 Metern. Mein persönliches Highlight war eines der Fahrzeuge der Flughafen-Feuerwehr. 52 Tonnen schwer, 140 km/h schnell, mit
1.500 PS allein für den Antrieb, 12.500 Litern Wasser und 1.000 kg weiterem Löschmaterial ebenso wie 800 zusätzlichen Pferdestärken nur für die Pumpen an Bord, 12 Meter lang, 4 Meter hoch, 3 Meter breit und einer Wurfweite von bis zu 94 Metern. Das sind nur einige Angaben zum Flugfeldlöschfahrzeug der neuesten Generation, welche seit Anfang April am Flughafen Tegel stationiert ist. Um Spekulationen schon im Keim zu ersticken: Dadurch dass mehrere dieser Fahrzeuge gekauft wurden, liegt der Preis für dieses Fahrzeug bei schlappen 1,2 Millionen Euro. Zum Ende der Fahrzeugschau wurde die oben angesprochene Wurfweite dieses Ungetüms demonstriert. Daraufhin ging es schnellen Schrittes wieder zum Bus, der uns zum nächsten Programmpunkt brachte: die ausgiebige Besichtigung eines Flugzeuges. Sowohl von innen, angefangen bei der 2. Klasse, ging es über die First-Class bis ins Cockpit. Ebenso fand eine Besichtigung des Flugzeugs von unten statt.
Am späten Nachmittag kehrten wir wieder zum Bootshaus zurück. Der Rest des Abends stand zur freien Verfügung mit der Ergänzung, noch baden zu gehen.
Am Samstag hieß es dann zum ersten Mal in dieser Segelwoche: „Wir segeln“.
Nach dem Frühstück ging es dann los, raus aufs Wasser. Am Nachmittag wurde dann die seit 25 Jahren bundesweit ausgeschriebene Segelwoche mit NRW-Beteiligung gefeiert. Eingeladen dazu waren ehemalige Segellehrer sowie Schülerinnen und Schüler. Auch wurde der „Lions-Club“ war dabei. Dieser Verein ist einer der größten Sponsoren des Projekts und der Besuch am Flughafen Tegel wurde durch ein Mitglied ermöglicht. Zur Feier des Tages wurde gegrillt und anschließend gesegelt. Ausgezeichnet wurden dabei auch Robert Heuser und Willi Repke für 25 Jahre Teilnahme und Organisation der Segelwoche seitens des BFS e.V. – Bundesverbandes. Nächstes Jahr feiert dann das Segelprojekt des BFS Berlin-Brandenburg e.V. sein 40-jähriges Jubiläum.
Am Sonntag wurde vormittags gesegelt und am Nachmittag fand die alljährliche Sightseeingtour für Interessierte statt. Dazu gehört ein Besuch am Brandenburger Tor, dem Reichstag, Sinti & Roma Denkmal, Holocaust-Mahnmahl, Potsdamer Platz und dem Sony-Center. Zum Abschluss wurde jedem ein Eis spendiert, bevor es dann mit der U-Bahn wieder zurückging. Alternativ konnte man segeln oder einfach Freizeit genießen.
Nachdem wir vormittags gesegelt sind, hieß es dann am Montagnachmittag „Aufsitzen!“ Der Besuch bei der Bereitschaftspolizei stand bevor. Standesgemäß wurden wir mit 4 Mannschaftswagen am Bootshaus abgeholt und zum Gelände der Bereitschaftspolizei gefahren. Dort angekommen, wurden wir begrüßt und die Gruppe in 2 Teile geteilt. Der eine Teil wurde mit der Ausrüstung vertraut gemacht, dem anderen Teil wurde der Gefangenenwagen vorgestellt und eine Einsatzfahrt – leider ohne Martinshorn – simuliert. Später tauschten dann beide Gruppen. Jeder durfte mal eine schusssichere Weste anprobieren, mit „Pfefferspray“ sprühen, was aber durch Wasser ersetzt wurde. Auch konnte der „Generalschlüssel“ der Polizei begutachtet werden. Dabei handelt es sich um eine Tür-Ramme aus Guss-Eisen. Außerdem wurde noch vieles mehr ausgestellt. Als auch die 2. Gruppe einen Gefangenenwagen von innen sehen durfte, wurden uns noch verschiedene Sonderfahrzeuge gezeigt, erklärt und demonstriert. Dazu gehörten der Unimog mit Kranaufbau und einer Frontlader-Einrichtung, der Wasserwerfer 9 im großen, wie im kleinen Format und der vollständig gepanzerte Sonderwagen. Zum Schluss wurden wir wieder zurückgefahren. Als Dankeschön gab es für die Polizisten eine Rundfahrt über den See mit dem Kutter.
Am Dienstag war es sehr heiß und so haben die Segellehrer zu Gunsten aller das Segeln ausfallen lassen. Nachmittags hatten Freiwillige noch die Möglichkeit zu segeln, wobei ein blinder Teilnehmer alleine einen „Topper“ gesegelt ist. Alternativ gab es noch die Möglichkeit, das Einkaufszentrum Borsig-Halle zu besuchen. Beides wurde mit großem Interesse entgegengenommen.
Am Mittwoch war dann (fast) perfektes Segelwetter – viel Wind, wenn auch in Böen und keine extreme Hitze, wie die Tage zuvor. Trotzdem mussten wir gegen Mittag alle relativ zügig vom Wasser, denn es zog ein Gewitter auf. Da wir am Nachmittag noch die Boote „einpacken“ mussten, sollten die Segel möglichst trocken bleiben. Zum Glück zog der Regen geradewegs an uns vorbei und wir konnten alle Boote fertig machen.
Der Donnerstag stand dann ganz im Zeichen des Abschieds. In dieser Woche hatten sich natürlich auch viele Freundschaften gebildet. So verwundert es nicht, dass einigen der Abschied ziemlich schwer gefallen ist – dafür ist die Vorfreude auf die nächste Segelwoche und/oder das Sporttreffen in Rheda-Wiedenbrück (NRW) umso größer. Ich für meinen Teil kann nur das Engagement der ausschließlich ehrenamtlichen Betreuer und Segellehrer loben, die Jahr für Jahr dafür sorgen, dass das eigentlich Unmögliche möglich gemacht wird. Daher von mir an alle Beteiligten ein riesiges Danke! Ich hoffe, man sieht sich spätestens beim Sporttreffen oder der nächsten Segelwoche wieder.
Es war eine erstklassige Woche mit euch!
Sommerliche Hitze ist nur selten mit viel Wind gepaart!
von Leo Steinkampf-Sommer
Diese Segelwoche war für mich erst anders, weil viele mir vertraute Gesichter durch neue ersetzt wurden. Nach ein paar Tagen, als ich mich mit den Neuen bekannt gemacht hatte und wir angefangen haben, zu segeln, bin ich dann so wirklich angekommen und wie in den letzten Jahren, wurde der Segelkurs für mich und die anderen ein voller Erfolg!
Der Segelkurs, für 20 sehbehinderte Jugendliche zwischen 11 und 20 Jahren, ausgerichtet vom BFS e.V. – Bundesverband im Sommer 2016 war meine vierte Segelwoche am Tegeler See. Es war größtenteils sehr warm, sodass wir zu vielen Badegelegenheiten kamen – und ich zu viel Übung beim Kopfspringen vom Steg!
Anfangs war es schade, dass es so heiß und so windstill war, wodurch das Segeln erst einmal ausfiel, dafür konnten wir uns umso mehr auf den Tegeler Flughafen freuen, den wir Freitag besuchen durften.
Noch davor gab es die ersten 2 Aufgaben der diesjährigen äußerst vielseitigen Olympiade, also Wettkämpfen zwischen 4 je 5-köpfigen Gruppen. Nach jeder Aufgabe wurden die Punkte nach einer Viererreihung vergeben. Das beste Team bekam 8 Punkte, das zweite 6, das dritte 4 und das letzte 2. Das Team mit den meisten Punkten am Ende gewann. Zudem hatte jedes Team 2 Joker, die sie vor einer Olympiade-Aufgabe setzen konnten, bei der sie davon ausgingen, viele Punkte zu machen. Beim x-Joker wurde die erreichte Punktezahl mit 1,5 malgenommen, beim xl-Joker wurde sie verdoppelt.
Am Donnerstag, also dem ersten vollen Tag, entschied ein Wettschwimmen über die Verteilung der Punkte: Erst schwamm ein ausgewählter Schwimmer pro Team zu einer 60 Meter entfernten Boje hin und wieder zurück zum Steg. Danach schwamm das gesamte Team auf Zeit mitsamt kleiner Badeinsel dieselbe Strecke. Trotz guter Einteilung beim Schwimmen war der Sprint auf Zeit für jeden extrem fordernd. Ein allein schwimmendes Mädchen verlor auf dem Weg von der Boje zum Steg die Orientierung, woraufhin ihr sofort die Richtung laut zugerufen wurde -> somit gab es, außer ein paar mehr Sekunden, keine Probleme.
Am Freitag stieg dann als Olympiade-Aufgabe das beliebte TTT: Tischtennisturnier.
Hierbei wurden wieder alle 5 der Mannschaft aufgeteilt: Einer spielte Einzeltischtennis, zwei machten beim Rundlauf mit und einer spielte Showdown mit verdeckten Augen. Um die Lage des Balls auf dem Spielfeld zu kennen, war einer aus dem Team Showdown-Beschreiber. Showdown ist im Prinzip Blindentischtennis: Es gibt ein Feld mit runden Ecken – ca. 30 cm x 120 cm und an beiden kurzen Seiten ein mittiges Tor, das mit dem rasselnden golfballgroßen Ball getroffen werden soll. Der Ball wird mit einer Art Holzlöffel, sozusagen der Kelle, unter einem mittig montierten Brett durchgespielt in die gegnerische Hälfte. Dieser verteidigt mit seinem Schläger hochkant das Tor und hält die Bälle vom Tor ab – Hände dürfen das Spielfeld nicht berühren und nur der Schläger darf den Ball berühren, außer beim Anstoß nach einem Tor. Die anfangs erwähnten runden Ecken ermöglichen es, den Ball direkt an der Bande entlang über die Ecke genau ins Tor zu spielen. Ansonsten kann man natürlich auch einfach direkt aufs Tor zielen, was schlechter vorherzusagen ist – somit auch schwerer zu halten. Beim Showdown war ganz klar: umso weniger Sehen, umso besser der Spieler!
Den krönenden Abschluss des Tischtennisturniers bildete eine, wie ich finde, äußerst passend überlegte Disziplin: das Zuspiel auf der Tischtennisplatte. Hierbei spielen zwei Spieler eines Teams MITEINANDER! Die beiden versuchen, sich den Ball möglichst oft hin und her zuzuspielen. Es zählen also die Schlägerberührungen am Stück. Dieses Vorgehen hat den deutlichen Vorteil, dass keine für Sehbehinderte noch schwerer entgegenzunehmenden Aufschläge gespielt werden, somit aber auch den Nachteil, dass man durch die Kunst solch schwerer Angaben, die bei manchen die einzig sichere Weise ist zu punkten, nicht auftrumpfen kann.
Dann fuhren wir zum Flughafen:
Der Flughafenbesuch mit außergewöhnlichen Einblicken wurde freundlicherweise ermöglicht durch den Lions-Club, der auch großzügiger Sponsor für das Segelprojekt ist.
Am Regierungsflughafen angekommen, bekam jeder nach dem Sicherheitscheck eine Warnweste, die auf dem Gelände getragen werden muss. Nachdem uns kurz erläutert wurde, dass es den Tegeler Flughafen seit 1975 gibt und er damals einer der modernsten war, wurden wir mit einem für uns reservierten Bus über den Flughafen gefahren, wobei wir eine Idee des schier endlosen Ausmaßes des Geländes bekamen. Irgendwann hielten wir vor einer Art Halle, die, wie wir später erfuhren, eine Lärmschutzhalle für Triebwerktests war. Dort erwartete uns aufgeschlossenes Flughafenpersonal mit sehr interessanten Details an zwei vorbereiteten Stationen: Ein Flugzeug-Schlepper und ein gigantisches brandneues Feuerwehrauto, das zu diesem Zeitpunkt sogar in Bereitschaft stand. Das 12 Meter lange, 4 Meter hohe, 52 Tonnen schwere Geschoss mit 12 Tonnen Wasserspeicher wird auf dem Flughafen nur sehr selten benötigt, sodass es von der Stadtfeuerwehr für Großeinsätze mit genutzt werden kann. Einer der wenigen Einsätze fand das Löschfahrzeug beim Empfang des Siegerfliegers nach der gewonnenen Weltmeisterschaft 2014 (die übrigens in der Segelwoche 2014 groß gefeiert wurde!): https://youtu.be/ry8lbaBOpD8?t=8m48s. Uns wurde erzählt, dass der Wasserstrahl bis zu ca. 85 Meter reichen kann – also die gesamte Länge des größten Flugzeuges im Brandfall abdeckt! Dies hat uns die Feuerwehr eindrucksvoll demonstriert. Mit ausgefahrenem Hauptarm wurde ein erst nebliger dann ein derart starker und auf 20 cm Durchmesser konzentrierter Wasserstrahl hinausgeschossen, dass er sich noch in 50 Meter Entfernung wie ein Betonstrahl angefühlt hätte. Ein anderer Arm, der ebenfalls Wasser werfen kann, kann senkrecht bis zu 20 Meter hoch und 12 Meter zur Seite ausgefahren werden, sodass sehr hohe Flugzeuge mit der „Piercing“-Spitze von oben durchstochen und gelöscht werden können. Also ein extrem flexibel einsetzbares Gefährt!
Der Schlepper hat mich persönlich noch mehr fasziniert. Grundsätzlich zieht und schiebt der Schlepper Flugzeuge, indem er deren Vorderreifen hinten in eine bestimmte 4 Meter lange Zangenkonstruktion einklemmt und etwas anhebt. Damit der Fahrer rückwärts und vorwärts gleichermaßen präzise das Flugzeug bewegen kann, gibt es vor und hinter dem Drehstuhl je ein Lenkrad mit Pedalen, sodass sich die Fahrtrichtung problemlos an den Fahrer anpasst. Vor dem „Einparken“ eines Flugzeuges muss mit dem Tower per Funk abgeklärt werden, ob alle geplanten Anfahrplätze frei sind. Nachdem der Vorderreifen des Flugzeuges nun auf die Schaufel in der Zange gezogen wurde, wurde eine Sprechverbindung zwischen Schlepperfahrer und Pilot hergestellt.
An beiden Stationen durften wir alles Interessante von sehr Nahem betrachten und es sogar meist auch erfühlen! Beim Schlepper konnten wir uns die Zange hinten sehr genau ansehen und vor allem durften wir in die Fahrerkabinen beider Fahrzeuge, wo uns einzeln alles erklärt wurde und wir alles anfassen durften.
Nachdem wir hier alles genauestens erkundet hatten, ging es im Bus zum zweiten Teil des Besuchs.
Wir stiegen draußen auf dem Rollfeld aus und konnten beobachten, wie ein A330, also ein Flugzeug für etwa 300 Personen, nur 50 Meter vor uns lautstark zum Stehen kam. Für mich war es ein sehr imposantes Schauspiel zu beobachten, wie dieser Koloss von Flugzeug innerhalb der nächsten Minuten zu einem Ziel für Gepäckwägen, Ausstiegstreppen, Bussen, Tanklaster, Essenszulieferer und einen mobilen Fahrstuhl für Rollstuhlfahrer wurde. Nachdem die Passagiere ausgestiegen waren, durften wir ins Flugzeug. Wir ließen diese Gelegenheit nicht ungenutzt, alle Raffinessen der Business-Class kennenzulernen – inklusive Liegeeinstellung – und auf den Pilotensitz vor hunderte von zu erfühlenden Knöpfen und Schaltern zu steigen. Als wir der Putzkolonne das Flugzeug überlassen mussten, ging es unters Flugzeug und es prasselten unsere Fragen aus allen Richtungen auf die Techniker ein, die für uns da waren, was aber überhaupt nicht schlimm war – im Gegenteil: Das Personal freute sich aufrichtig über unser Interesse und wir konnten unsere hautnahe Flugzeugbegegnung mit neuen Informationen vervollständigen. Zum Beispiel fasst dieser Flugzeugtyp etwa 140 Tonnen Treibstoff, also etwas über 2 Tanklasterladungen. Vieles vom Treibstoff wird in den Flügeln gespeichert. Noch einen buchstäblich neuen Blickwinkel aufs Flugzeug gab es von unter dem Rumpf, wo keine 2 Meter Platz waren und von unter den Flügeln, wo wir die Dimension der darunter hängenden Turbinen begutachten konnten.
Sehr spannend war danach noch, dass auf unsere Bitte hin, netterweise die Klappe geöffnet wurde, in die die Räder unter den Flügeln nach dem Takeoff eingefahren werden und teilweise von blinden Passagieren für unbemerkte Mitflüge benutzt wird/wurde. Um eine bessere Idee vom Ausmaß der Klappe zu bekommen, durften wir uns sogar draufstellen.
Es war insgesamt beeindruckend, all diese Dinge einmal von Nahem zu sehen! Der Besuch hat dem Flughafenpersonal genauso Spaß bereitet, wie uns.
Nach diesem, für die meisten deutlichen Highlight, mussten sich alle erstmal ausruhen und ich habe mich schon sehr aufs erste „Segeln für alle“ gefreut!
Generell läuft das Segeln folgendermaßen ab:
– Uhrzeit zum Segeln wird meist bei der Mahlzeit davor bekanntgegeben
– Segellehrerbesprechung am Steg, um festzulegen, wer diesmal mit wem auf welches Boot kommt. Hierbei werden die Erfahrung, das Sehen1 und die Wünsche2 bestmöglich berücksichtigt
– alle bereiten sich aufs Segeln vor: suchen ihr Segelteam zusammen, ziehen sich passend3 an und ziehen ihre Schwimmweste4 an
– Boote am Steg anfangen aufzubauen
– Kutter fährt ein Stück weg von den Steganlagen und ankert dort
– alle Jollen ohne Motor werden von Motorbooten zum Kutter rausgezogen, um dort die Segel fertig aufzubauen und direkt ohne Steg in der Nähe lossegeln zu können
1: Auf einem Zweimannboot sollte mindestens ein relativ gut Sehender und ein etwas erfahrenerer Segler sein
2: Vorrangig von den Nichtberlinern, da diese unter Umständen nur dieses eine Mal im Jahr segeln. Die Berliner können ja zu den alle zwei Wochen stattfindenden Segeltreffen des BFS Berlin-Brandenburg e.V. am Bootshaus kommen
3: Beispielsweise gibt es Topper, schnittige Einmannboote mit großem Segel, für die man Badesachen tragen sollte, weil immer etwas Wasser unten im Boot steht
4: Anfang der Woche wird für jeden Segelschüler eine passende Weste rausgesucht und gekennzeichnet
Der Wind war passend zum Segelstart überschaubar. Bei der Aufteilung landete ich auf einer sogenannten Flying Bee, also einer wendigen Zweimann-Jolle. Hier hat also einer, der Steuermann, die Pinne, steuert also das Ruderblatt hinterm Boot, in der einen und die Großschot, also das Seil fürs Großsegel, in der anderen Hand, der andere kümmert sich um die Fock, das Vorsegel. Da der Wind nicht allzu stark war und wir relativ erfahren sind, durften wir auch rausfahren, das heißt aus der Malche, der Bucht, wo das Bootshaus steht, auf den offenen See segeln, wo der Wind meist, wie dieses Mal auch, etwas stärker und beständiger weht. Als wir doch einmal in die Windabdeckung einer Landzunge gerieten, half uns einer unserer Segellehrer vom Motorboot aus, elegant aus der Windabdeckung rauszukommen: Wir sollten uns beide auf dieselbe Seite setzen, um das Boot zu kippen und somit weniger Reibung mit dem Wasser zu haben. Auf diese Weise gelang es uns gut, wieder in die Windzone zu gelangen. Teilweise konnten wir, durch gute Ausnutzung des Windes, etwas Schräglage erreichen. Nach diesem späten Segeln waren alle kaputt und müde.
Am Samstagmorgen ging es direkt weiter mit „Segeln für alle“. Diesmal landete ich auf dem Flying Cruiser, also auf einem der 3 großen Boote für je 3-4 Segelschüler und 2 Segellehrer. Dadurch, dass Segellehrer an Bord sind, kann man den Kurs unabhängiger ändern – somit sind wir weit auf den See hinausgefahren, wo wir diversen Inseln und so einigen anderen Booten ausweichen mussten. Der Wind war schon etwas stärker als am Tag zuvor, aber noch nicht spektakulär. Zumindest auf dem Flying Cruiser hatte der Wind keine so unmittelbare Auswirkung aufs Fahren, wie bei den kleineren Booten.
Da es wieder wahnsinnig heiß war, gingen alle nach einem kurzen Mittagessen ins Wasser, wo an diesem Tag eine aufgepumpte Art riesiger flach auf dem Wasser liegender Leiter zum dranklammern und drüber laufen zur Verfügung stand. Ansonsten waren meist noch andere kleine aufpumpbare Inseln im Wasser.
In diesem Jahr fand die 25. vom BFS – Bundesverband ausgerichtete Segelwoche in Folge am Tegeler See statt und die Segellehrer Robert Heuser aus Aachen und Willi Repke aus Bielefeld feierten ihr 25. Segellehrer-Jubiläum, da sie seit der ersten Segelwoche dabei sind. Deshalb gab es eine kleine Feierlichkeit am Samstagnachmittag, zu der ehemalige Segelschüler und Segellehrer sowie Sponsoren herzlich eingeladen waren. Tatsächlich kamen ein paar ehemalige Segelschüler aus Berlin und sogar einer aus dem fernen Karlsruhe angereist. Vom Lionsclub, der wie schon oben erwähnt, ein großzügiger Sponsor des Projektes ist, waren auch einige Vertreter gekommen, die auf Wunsch bei dieser Gelegenheit mitsegeln konnten. Außerdem gab es von Stephan Kuperion, dem Berliner Leiter des Projektes, und natürlich auch von Robert und Willi ein paar nette und interessante Worte zur Segelwoche. Was vielen neu war; zu Anfang gab es eine Segelwoche für Interessierte aus dem Umkreis Aachen und eine andere für den Umkreis Bielefeld.
Die Olympiade-Aufgabe von Samstag waren Wasservolleyballspiele auf einem 5×3 Meter-Feld auf dem Steg. Hierbei mussten immer jeweils 2 aus einem Team mit einem zwischen ihnen gespannten Handtuch eine Wasserbombe über eine Schnur auf die andere Seite des Spielfeldes schleudern. Die 2 Spieler des gegnerischen Teams mussten dann auf der anderen Spielfeldseite die Wasserbombe mit ihrem Handtuch auffangen. Wenn sie dies nicht schafften, gab es einen Punkt fürs erste Team.
Nach den Spielen wurde noch ein Bonuspunkt vergeben an das Team, was eine Wasserbombe aus der Entfernung am nächsten an einen Segellehrer heranwarf, der sich als Zielscheibe zur Verfügung gestellt hatte.
Der Sonntag war ein kompletter Segeltag für mich. Am Vormittag segelten alle; ich diesmal auf einem Partner, also einem stabilen und etwas klobigen Zweimannboot, wo wir die Positionen viel gewechselt haben. Weil es ziemlich wenig Wind gab, war es nur ein kurzes Segeln und danach langes Baden.
Am Nachmittag gab es die Option, nach Berlin Mitte zu fahren zum Brandenburger Tor, Reichstag und zur legendären Eisdiele in den Potsdam Arkaden. Diese Segelwoche entschied ich mich gegen den Berlin-Ausflug und segelte lieber. Ausführliche Beschreibungen zum Berlin-Mitte-Ausflug sind in Segelberichten früherer Jahre zu finden. Für mich war die Entscheidung, am See zu bleiben, definitiv goldrichtig, da sich durch viele Segellehrer und wenig Segelschüler am Bootshaus nun die Möglichkeit für mich eröffnete, zum ersten Mal Topper zu segeln. Da ich nur einen sehr geringen Sehrest habe, muss es, wenn ich alleine auf einem Boot fahre, einen Segellehrer geben, der mit seinem Motorboot immer in meiner Nähe ist und mir dabei hilft, den Wind ausfindig zu machen oder mich auf andere Boote auf meinem Kurs und ähnliches hinweist. Da der Wind häufig wechselte, war es beispielsweise sehr hilfreich, kurz vorgewarnt zu werden, wenn eine Böe kam. Das Toppersegeln war eine tolle und interessante neue Erfahrung! Ein Topper ist ein flach im Wasser liegendes Einmannboot mit großem Segel. Dadurch, dass das Boot so flach ist, ist immer Wasser im Boot. Auch gewöhnungsbedürftig war, dass man die ganze Zeit mit Pinnen-Ausleger fahren musste, da man so weit vorne im Boot sitzt.
Die am Sonntag gestellte Olympiade-Aufgabe bestand darin, im Team aus den Buchstaben des Wortes EISVERKÄUFERIN möglichst viele neue Wörter zu bilden. Ich denke, es wird deutlich, wie vielfältig und kreativ die Aufgaben waren und das unabhängig vom Sehen.
Am Montag haben wir erst gebadet und wurden am Nachmittag von Polizeimannschaftswagen zum traditionellen Polizeibesuch abgeholt. Wieder einmal war es ein Besuch mit vielen neuen Eindrücken, die sicherlich nicht jeder bekommt und noch lange im Gedächtnis bleiben: Wir durften uns die Ausrüstungsgegenstände, Schutzkleidung, wie schusssichere Westen und Helme selbst anprobieren. Außerdem durften wir diverse unschädlich gemachte Waffen z.B. Maschinenpistolen und Schlagstöcke angucken und anfühlen. Dort konnten wir auch eine mit Wasser gefüllte Pfefferspraydose austesten. Besonders spannend waren einige Selbstverteidigungstaktiken. Der Hundertschaftsleiter zeigte uns zum Beispiel, wie man von einem festen Griff loskommt. Danach konnten wir uns einen 9000 Liter-Wasserwerfer, eine Art Multifunktionsbagger und einen kleinen Panzer zum Wegschieben von großen brennenden Gegenständen von innen ansehen. Was ich noch besonders interessant fand, waren die Gefangenentransporter, in die wir auf Wunsch für kurze Zeit eingeschlossen wurden. Eine andere coole Erfahrung war, mit Höchstgeschwindigkeit im Mannschaftsbus übers Polizeigelände zu rasen. Nachdem wir von der Polizei wieder zurück zum Bootshaus gebracht worden waren, wurden die Polizisten in Uniform mit dem Kutter auf den See rausgefahren, was durch die Uniform so mancher Verwirrung bei umliegenden Booten hervorrief.
Dann endlich zog wirklich ernstzunehmender Wind auf! Dienstag und Mittwoch waren erstklassige Segeltage. Dienstagmorgen wurde ich für die Randmeerjolle, eines der größeren Boote eingeteilt. Hier segeln üblicherweise 2 Segellehrer mit 3 Segelschülern mit. Erst war ich nicht zufrieden mit der Einteilung auf ein großes Boot, da ich den Spaß, die Kontrolle, Wendigkeit und mögliche Schräglage gehörig unterschätzte. Mit den großen Booten kann man weiter rausfahren, weil immer mindestens ein Segellehrer an Bord ist. Und das hat wirklich Laune gemacht. Als wir auf einer großen freien Wasserfläche angekommen waren, die wir sonst fast nie erreichten, konnte ich, wie alle anderen Segelschüler auch, viel mit Pinne und Großschot experimentieren, um einen bestimmten Kurs oder einfach Schräglage zu erreichen. Bei solchen Fahrten auf den größeren Booten kommt auch jeder auf seine Kosten und gewinnt Erfahrung dazu.
Dienstagnachmittag bekam ich nochmal die Möglichkeit, Topper zu segeln, weil wieder einige Segelschüler weg waren – diesmal zum Shoppen. Jetzt bei besserem Wind hat es natürlich noch viel mehr Spaß gemacht, ganz alleine sein Boot unter Kontrolle zu haben. Es ist einfach ein tolles freies Gefühl, den Wind und die beste Möglichkeit, ihn zu nutzen, zu finden. Das mir zugeteilte Motorboot hat mir meist nur angesagt, wann ich wenden musste und ob ein Boot auf meinem Kurs war, was auch vollkommen ausgereicht hat.
Dienstagabend gab es vielfältige Ausarbeitungen der gestellten Olympia-Aufgabe zu sehen: Jedes Team sollte sich eine frei gestaltbare Darstellung von Rotkäppchen ausdenken und am Abend vorführen.
Am Mittwoch dann, dem letzten vollen Tag, war am Vormittag traditionell Wunschsegeln für alle. Ich durfte mit einem guten blinden Freund zu zweit auf einer Flying Bee fahren. Da wir beide nicht viel sehen, bekamen auch wir als Zweimannboot ein Motorboot zugeteilt. Dieses Mal klappte die Zusammenarbeit mit dem Segellehrer auf dem Motorboot außerordentlich gut. Nicht zu viel und nicht zu wenig Hinweise – einfach perfekt! Es hat richtig Spaß gemacht, den echt starken Wind zu nutzen, um in ordentliche Krängung (Schräglage) zu kommen. Gegen Mittag haben wir dann in Rekordtempo das Boot abgebaut und sind zum Steg, da ein Gewitter aufzog. Am Nachmittag haben wir alle Boote fertig abgebaut und die Flying Bees aus dem Wasser gezogen und am verregneten Nachmittag viele Gesellschaftsspiele drinnen gespielt.
Und dann war die Segelwoche schon wieder nach einer sommerlich schönen Woche vorbei.
Da ich nicht näher auf den generellen Tagesablauf eingegangen bin, möchte ich dies an dieser Stelle kurz nachholen:
Jeden Tag war Wecken zwischen 7 und 8.30 Uhr – je nachdem, ob man gerade mit seinem Zimmer Küchendienst hatte und was für den Tag geplant war.
Zu jeder Mahlzeit half das entsprechende Zimmer in der Küche bei der Essensvorbereitung mit.
Abends nach Ausflügen und Segeln gab es eine Stunde Handyzeit. Am Anfang der Woche werden alle Handys eingesammelt und nur einmal täglich ausgegeben, um das Zwischenmenschliche vor die Handynutzung zu stellen, was sich für mich, wie auch für andere, wieder außergewöhnlich positiv bemerkbar gemacht hat.
Eine feste Nacht- oder vielmehr Zimmerruhe gab es ab 22:30 Uhr. In den Zimmern wurde jedoch noch lange weitererzählt.
Insgesamt kann ich die Segelwoche wirklich jedem empfehlen, der das Segeln und neue Leute kennenlernen möchte und auch gerade denen, die vorher noch nie gesegelt sind oder alleine kommen. Die Segelwoche bietet eine tolle Gelegenheit, andere sehbehinderte Menschen kennenzulernen und Spaß zu haben!