Geschichte

30 Jahre Segelprojekt des BFS Berlin-Brandenburg
großes Jubiläumsfest am Tegeler See 

Was vor 30 Jahren wohl kaum einer für möglich gehalten hat, ist geschafft. Das Segelfreizeitprojekt des BFS LV Berlin-Brandenburg besteht in diesem Jahr seit 30 Jahren. Als 1976 erstmals zwischen dem damaligen Vorstand des BFS und dem Schulleiter der seinerzeit einzigen Schule für Sehbehinderte in Berlin (West) die Idee diskutiert wurde, den Schülerinnen und Schülern der Hermann-Herzog-Schule ein solch attraktives Freizeitangebot zu machen, lagen noch viele „schulrechtliche Probleme“ und „Sicherheitsbedenken“ vor der Verwirklichung. Doch die Begeisterung der Initiatoren war stärker und führte zu mutigen Entscheidungen der schulrechtlich Verantwortlichen. So konnte schließlich am 20. August 1977 die Einweihung des damals wie heute in seiner Form in Deutschland einmaligen Segelprojektes mit drei Optimisten- und zwei Topper-Segeljollen sowie einem Schlauchboot mit Außenbordmotor gefeiert werden. Die zur Anschaffung und Unterhaltung der Boote nötigen Geldmittel wurden durch Schulbasare mit prominenter Unterstützung, z. B. des bekannten Showmasters Hans Rosenthal, erbracht.

Das Bezirksamt Wedding schaffte jedoch mit seiner Erlaubnis, die kleine Flotte in seinem für den Rudersport der Schulen des Bezirks unterhaltenen Schülerbootshaus am Tegeler See kostenlos zu stationieren, erst die Grundlage für die Realisierung des Projektes, waren doch schon damals die Liegeplätze auch für kleine Boote in Berlin sehr teuer und für sechs Boote für einen Verein wie den BFS nicht bezahlbar.

In den letzten 30 Jahren ist aus der kleine Flotte von einst ein stattlicher Bootspark von fünfzehn Segel- und vier Motorbooten und aus dieser wohl nur als „Zwischenlösung“ gemeinten Erlaubnis des Bezirksamtes eine enge und völlig unbürokratische Zusammenarbeit mit dem BFS geworden. Noch heute ist das Schreiben der damals zuständigen Schulrätin vom 21. Januar 1977 mit der Erlaubnis, die sechs Boote im Bootshaus zu stationieren, die einzige schriftliche „Rechtsgrundlage“ für unseren 30-jährigen Aufenthalt dort. Alle anderen Entscheidungen, dem BFS die platzbeanspruchende Vergrößerung seines Projektes wegen stetig steigender Teilnehmerzahlen durch den Fall der Mauer 1989/1990 und die Beteiligung der Ostberliner Sehbehindertenschule sowie der Blindenschule und die seit 1992 angebotenen bundesweiten Segelfreizeiten zu gestatten, erfolgten im Einvernehmen mit den für den Ruderbetrieb Verantwortlichen und den für das Haus zuständigen politisch Verantwortlichen im Bezirk durch mündliche Absprachen. Erst seit dem Jahr 1998 fordert das Bezirksamt angesichts knapper Kassen vom BFS ein – maßvolles – Nutzungsentgelt. Dem BFS LV Berlin-Brandenburg war es aufgrund seiner vor allem durch Bußgeldzahlungen guten finanziellen Situation möglich, sich in den letzen Jahren für die „Gastfreundschaft“ des Bezirksamtes durch Investitionen für das Bootshaus, z.B. dessen Renovierung, oder den Einbau einer neuen Beleuchtungsanlage, die das Bezirksamt aufgrund der bekannten desolaten Finanzlage nicht mehr erbringen kann, zu revanchieren.

Seit dem Bestehen des Projektes haben knapp 300 Schülerinnen und Schüler, betreut durch insgesamt 37 Segellehrerinnen und –lehrer, vorwiegend segelnde Lehrerinnen und Lehrer, an ca. 1.000 Segelterminen (etwa 4.000 Segelstunden) das Segeln erlernt und damit die am Anfang den Initiatoren beim Vorbringen ihrer Idee so häufig mit skeptischer Meine gestellte Frage: „können die (gemeint: die Sehbehinderten) denn das überhaupt?“ eindeutig beantwortet, denn jeder kann sich davon bei einem Besuch unserer Segeltermine überzeugen: Die können das !!

Die Anschaffung des Bootsmaterials und des nötigen Zubehörs , welches heute einen Neuwert von etwa 180.000 DM hat, überstieg natürlich die finanziellen Möglichkeiten des BFS LV Berlin-Brandenburg und war nur mit Hilfe Zuwendungen aus Stiftungsmitteln in Höhe von etwa 135.000,- DM möglich. Allein die Paul und Charlotte Kniese-Stiftung in Berlin hat dem BFS für sein Segelprojekt seit 1992 knapp 100.000,- DM zur Anschaffung von sechs Booten zur Verfügung gestellt. Von den heute siebzehn zum Projekt gehörenden Booten wurden so zwölf werftneu gekauft. Lediglich die drei Optimistenjollen der ersten Stunde und zwei heute nicht mehr gebaute Jollen sind ältern Baujahrs.

Dass das 30-jährige Bestehen eines solchen Projektes gefeiert werden muss, versteht sich von selbst und bedurfte keiner langen Diskussion unter den Betreuern, zumal beim BFS LV Berlin-Brandenburg schon seit langer Zeit Jubiläen und Bootstaufen zünftig begangen werden.

Am 8. Juli 2007 fand in der Zeit von 11.00 bis 20.00 Uhr das große Jubiläumsfest mit etwa 500 Gästen statt. 

Die Bedeutung des 30-jährigen Bestehens sollte nach dem Willen aller am Projekt Beteiligten auch durch das Fest zum Ausdruck kommen. Das Angebot an Speisen und Getränken und Rahmenprogramm waren deshalb so vielfältig wie noch nie. Neben den schon traditionellen Bootsfahrten mit unseren Booten gab es diverse Kinderspiele, Live-Auftritte, eine große Tombola und – als besonderes Highlight nicht nur für die kleinen Besucher – während des gesamten Tages Rundfahrten mit einem Schiff der Berliner Wasserschutzpolizei. Den Höhepunkt und Abschluss bildete dann der fast 90-minütige Auftritt des Zauberkünstlers Freddie Rutz, der sich dadurch auszeichnet, dass er seine Tricks in hautnahem Kontakt zum Publikum darbietet, seine Utensilien vom Publikum anfassen lässt und deshalb auch Sehbehinderten und Blinden die Möglichkeit bietet, diese im wahrsten Sinne des Wortes zu „begreifen“.

Am Abend des 8. Juli 2007 waren die Organisatoren, alle Helfer und die Betreuer und Teilnehmer der diesjährigen Segelfreizeit, die am Freitag vor dem Jubiläumsfest begann, erschöpft, dies Besucher jedoch einhellig der Meinung, dass man das 40-jährige Bestehen des Segelprojektes genauso so feiern sollte.

Wer mehr über das Segelprojekt wissen möchte kann unter der Anschrift Bund zur Förderung Sehbehinderter Berlin-Brandenburg, Tel. 40 63 63 59 die anlässlich unseres Jubiläums erstellte Chronik käuflich erwerben.